Frankenbiker Schottlandtour vom 13.8. bis 25.8.1999


Last updated: 7.10.1999
Subject: [FBI] Frankenbiker in Scotland Teil I
Date: Sat, 4 Sep 1999 18:17:00 +0200
From:Silvia Heller)

Hi folks!

Germany und der Alltag hat uns wieder. Wie erwartet, sind die 2 Wochen Schottland wie im Flug vergangen. Schoen war's! :-)
Aber mal von Anfang an:

Am Freitag, den 13.08. sind Thomas und ich so gegen 9:00 Uhr hier in Wue gestartet, haben gegen 10:00 Uhr noch Falk und Martin in der Gegend von Ffm aufgelesen und sind sodann zu viert weiter bis zur niederlaendischen Grenze, um dort Kathrin, Alex und Volkhart gegen 12:30 Uhr zu treffen, die ihren Urlaub mit einem Zwischenstopp bei Nessi bereits am Do angetreten hatten. Als wir an der Grenze, fast auf die Minute puenktlich angekommen sind, war von unseren drei fehlenden Weggenossen weit und breit nicht's zu sehen. Falk, schon etwas ungedultig, schickte nach kurzer Rast eine SMS los mit dem Text: "13:00 Uhr - fahren jetzt los!" ... und siehe da, schon kam Alex (ohne Sozia, da diese so schnell nicht mehr aufspringen konnte) angebraust. Als wir dann endlich komplett waren, ging's weiter Richtung Rotterdam. Dort sind wir dann auch recht zeitig angekommen und hatten noch genuegend Zeit in der Warteschlange noch etwas in der Sonne zu brutzeln. Gegen 17:00 Uhr konnten wir dann endlich unsere Moppeds an Bord der Faehre lenken. Schnell noch die Hobel verzurren und festbinden, wobei uns die von Thomas mitgebrachten Spanngurte sehr hilfreich waren und dann nix wie los zum Duschen und Abendessen. An dem Abend war mir auch sofort klar, dass das mit der geplanten Gewichtsreduzierung waehrend des Urlaubs wohl eher in's Gegenteil umschlagen wird. Wahnsinn, was wir da fuer ein Buefett geboten bekamen. Martin wollte mit den Vorspeisen ueberhaupt nicht mehr aufhoeren, arbeitet sich aber dennoch tapfer bis zum Nachtisch durch. Hoffentlich wird mal keiner seekrank ... bei den kleinen Speitueten ... Nach dem grossen Fressen lenkten wir unseren Kurs Richtung Bar und verharrten dort bis spaet in die Nacht, um noch das eine und andere Ale zu testen. Spaeter dann, bei einem kleinen Sparziergang durch das Schiff, wusste dann keiner mehr so genau, ob nun das Schiff so schwankt oder ... ;-)

Am naechsten Morgen (eigentlich war's noch Mitten in der Nacht) ging die Fresserei aehnlich wie schon am Abend zuvor am Fruehstuecksbuefett weiter. Es kostete nach dem Fruehstueck schon viel Ueberwindung, anstelle sich in die Lederklamotten zu zwaengen, Gepaeck durch enge Gaenge zu schleppen, in dem bruetend heissen Verladeraum die Moppeds loszumachen, Gepaeck aufzuroedeln ..., sich nicht einfach wieder in's Bett fallen zu zu lassen. :-)

Ich stelle gerade fest, dass ich mit dem Bericht nicht sonderlich vorwaerts komme, wenn ich mich weiterhin ueber so Nichtigkeiten wie Essen, Schlafen usw. auslasse. Obwohl beides, wie ich noch im spaeter Verlauf unseres Urlaubs feststellen durfte, oberste Prioritaet besitzten.

Ich werde mich jetzt mal etwas kuerzer fassen. :-) Wir gingen also Sa-Frueh so gegen 8:00 Uhr in Hull an Land. Und wer war auch schon da??? ... Dirk's Wolke, samt Verwandtschaft. Auf dem Weg zu unserer ersten Uebernachtung nach Coldingham (etwas oestlich von Edinburgh) waren diese unsere staendigen Wegbegleiter. Mal mehr, mal weniger aktiv.
Linksfahren ... murmelte ich des oefteren mahnend unter meinem Helm. Das ist schon gewoehnungsbeduerftig. Anfangs hat man das Gefuehl, dass man nach jeder Kurve gleich mit einem entgegenkommenden Fahrzeug zusammenzustossen koennte. Und ich weiss nicht, nach dem wievieltesten Kreisverkehr mir dann auch endlich bewusst geworden ist, dass ich beim Herausfahren nicht auf von rechts kommende Fahrzeuge zu achten habe, weil da naemlich keine von rechts kommen. :-)
Die Jugendherberge in Coldingham war sehr schoen an der Kueste gelegen, ansonsten war sie aber nicht der Hit. Das Zimmer der Buben war fuer so viel Gepaeck nicht ausgelegt und die Duschen bei den Maedel's waren defekt. Aber dennoch waren wir an diesem Abend froh, dass wir eine Bleibe hatten und genossen die Landschaft beim Abendspaziergang am Strand und spaeter das Ale und leckere Essen in dem nahegelegenen Pub. Noch ein paar Bierchen in der JuHe und dann fielen wir an diesem Abend alle recht zufrieden und geschafft in die Kojen.

Am naechsten Tag war unser Etappenziel nicht sonderlich weit entfernt. Edinburgh sollte in Angriff genommen werden. Hier hatte Volkhart bereits auch schon 2 Uebernachtungen gebucht, was sich als sehr klug herausstellte, da wegen des Festivals ganz Edinburgh ausgebucht war. Unsere Tour bis dorthin ging ueber kleine witzige Straesschen, durch sehr schoene Landschaften, bis in Gebiete, wo die Strassen dann nicht mehr auf Thomas Karte (die eigentlich mir gehoerte) eingezeichnet waren. Erst kam 'ne grosse Pfuetze (gell Alex), dann der Schotter, dann die Schafe und bevor dann der Weg (ich hab jetzt bewusst nicht Strasse getippt) endgueltig in einen Schlammpfad ueberging, durften wir auch endlich wenden. ;-)
Ueberrascht hat uns, dass man so nah an Edinburgh durch wunderschoene Landschaften kommt, die einem die Naehe der Stadt nicht vermuten lassen. Am fruehen Nachmittag erreichten wir an diesem Tag nach ein paar Verfahrern unsere Unterkunft fuer die naechsten zwei Tage. Unser Hausherr, der ziemlich gut drauf war, gab uns dann noch massig Tip's bevor wir uns an diesem Nachmittag zum sightseeing aufmachten. Unsere Tour (diesmal zu Fuss) fuehrte uns in so manche Giftshops, Fish-and Chipsbars und Pubs. Hoehepunkt dieses Nachmittages war, dass wir ganz zufaellig zum grossen Zapfenstreich im Rahmen des Festivals auf Edinburgh Castel reingestolpert sind. Von der dort aufgebauten Tribuehne, mit dem Castel als Kulisse im Hintergrund bekam man von den ueber hundert teilnehmenden Dudelsackblaesern und aehnlich vielen Blechblaesern aus aller Welt, einen Augen- und Ohrenschmaus geboten. Einfach genial!

Am naechsten Tag haben wir uns nach dem voluminoesen Fruehstueck wieder als Touris vergleitet und das Castel unsicher gemacht, wieder die Giftshops gebluendert, Whisky-Centre besucht, im Hardrock Cafe gespeist, das Treiben des Festivals auf den Strassen verfolgt und gegen Abend 'nen gemuetlichen Pub aufgesucht. Klasse war's! Die Prophezeiung unseres Hausherren: "You want do live in Edinburgh, avter you've seen it" hat sich zwar nicht ganz bewahrheitet, aber die Stadt ist wirklich wunderschoen. Zumal wir sie bei sonnigem und trockenem Wetter aber dennoch kuehlen Temperaturen besuchen durften. Jetzt ist mir auch klar, weshalb die Schotten einen solch enormen Whiskykonsum haben. Ich finde zwar, dass er widerlich schmeckt, aber er heizt ganz schoen ein und das ist in der Gegend auch notwendig.

Di-Frueh sattelten wir dann wieder die Pferde und liesen uns von Falk, der weder Karte noch Kartentasche auf'em Tank hatte, aus Edinburgh raus und ueber die Forth Bridge Richtung Norden guiden. Wie er das nur immer macht? Ich, mit ohne Karte, da meine noch immer in Thomas Tankrucksack steckte, waere weiss Gott wieder wo rumgefahren. Nu gut, nach der Bridge uebernahm dann wieder Thomas die Fuehrung. Weiter ging die Reise. Zwar nicht mehr all zu weit, da wir uns an diesem Tag zu lange mit Einkaufen, Bank und Pinkelpausen verweilten. Die Tour fuehrte uns weiter Richtung Norden nach Pitlochry (nordwestlich v. Perth) durch eine Gegend mit wunderschoenen Bergen, Taelern und Seen. Und wenn's nicht so saukalt und nass gewesen ware, haetten wir die Tour bestimmt auch geniessen koennen. Bei der Kaffeepause am Nachmittag brachte uns der Wirt dann doch zum Lachen, als er uns folgendes erzaehlte: Touri: "Schottland ist einfach wunderschoen, die Natur und alles hier ist so sauber" - darauf er: "Na klar, es wird ja auch taeglich abgewaschen.".
In Pitlochry wurde dann die Tagestour durch den Duft der ansaessigen Whisky-Destille abrupt beendet. Bei der Suche nach bezahlbaren Unterkuenften als auch Abendessen waren wir uns spaeter schnell darueber im Klaren, dass der Ort 'ne Tourifalle ist und die hat *snapp* gemacht. Und zudem hatte die doofe Destille nur bis um 17:00 Uhr geoeffnet und wir waren um 16:30 Uhr noch auf der Tourist-Information. Also abhacken. Zur Weiterfahrt konnte ich dann aber keinen mehr so recht ueberzeugen, da zu spaet, zu kalt, zu muede, zu nass, Hunger, Durst usw. Memme^H^H^H^Maenner! ;-) ... somit blieben wir dann samt unseren Pfunden da.

Tags darauf (Mi) uebernahm dann Martin, der sich wie auch Volkhart einen guenstigen Strassenatlas in Edinburgh gekaufte hatte, die Fuehrung. Endziel der Tagestour sollte Lossiemouth (an der Kueste nordoestlich v. Inverness) sein, wo Volkhart und Falk uns mit Hilfe des B&B-Guide von Volkhart am Abend vorher telefonisch die Uebernachtungen fuer die naechsten zwei Naechte sicherten. Fein! Heute also Martin hinterher fahren. Ob das mal einer schafft? ;-) Auf meiner Karte (die endlich wieder in meinem Tankrucksack steckte) sah die oestlich gelegene Route durch die Grampian Mountains bis hoch in die Gegend des Malt Whisky Trail recht negisch aus. Vor der Weiterfahrt wollten wir aber noch das nahegelegene Blair Castle an der A9 (westliche Route Richtung N) aufsuchen. Kurz vor dem Castle war dann ploetzlich Alex verschwunden, der (wie die Funker bereits wussten) einen Bekannten an der Tankstelle gesehen hatte. Nachdem die Eintrittspreise beim Castle unser Interesse schnell schwinden lies, fuhren wir zurueck, um zu gucken, wen Alex da getroffen hat. Ach, wie ist die Welt doch klein! Mit dem schweizer Gold Wing-Fahrer war Alex im vergangenen Jahr zusammen beim Bike-Net-Treff in Suedtirol oder so (?weiss ich nicht mehr genau) unterwegs gewesen.

Nach etwas smalltalk ging's weiter - Martin hinterher -, der -ohje- ja doch die westliche Route ueber die oede A9 eingeschlagen hatte. Nach dem spaeteren Versuch, diese zu verlassen (es war ihm endlich auch zu langweilig geworden) und ueber Landstr. weiterzufahren, mussten wir spaeter wieder umkehren, da wir in die falsche Richtung fuhren und die Strasse irgendwann nur wieder bei der A9 endete. Also zurueck und wieder auf die A9 rauf weiter Richtung N. Saukalt war es an diesem Vormittag. Der naechste Versuch beim Verlassen bescherte uns eine schoene kleine Tour ueber Landstr., nur leider wieder Richtung S anstatt N. :-) Diesmal mussten wir aber nicht die gleiche Strecke zurueckfahren sonder konnten eine Schleife ziehen. Ab hier ging's dann aber recht zielstrebig weiter und zum Nachmittag hin zeigte sich auch endlich mal die Sonne. Jetzt wurden zum ersten mal unsere Reifen richtig warm. ;-) Fotostops lohnten jetzt auch, da die Sonne die mit lilabluehenden Heidebueschen bewachsenen Berge erst richtig zur Geltung brachte. Einfach wunderschoen. Kurz vor unserem Ziel sind wir mit unserem Guide noch ein paar mal um Keith herum geirrt, haben gewendet und gewendet und wieder gewendet (Martin: "Ich werde nie mehr in meinem Leben nur in die Naehe von Keith fahren"), bis wir dann doch noch den Weg nach Lossiemouth gefunden haben. Nachdem das Wetter an diesem Nachmittag noch so schoen war und wir zeitig dran waren, starteten wir (ausser Kathrin und Alex, die keine Lust mehr zum Fahren hatten) so gegen 18:00 Uhr noch eine kleine Tour. Schoen war's mal wieder ohne Gepaeck zu fahren. Auf dem Nachhauseweg machten wir in Nairn Halt und schlugen uns die Baeuche bei einem Inder voll. Lecker war's. Als wir die Heimreise antraten, wollte sich die Triumph von Thomas beim Wenden unbedingt kurz ausruhen, was eine kleine Montagepause zur Folge hatte, um die fehlende rechte Fussraste durch die Beifahrerfussraste zu ersetzen. Nach diesem kleinen Malheur fuhren wir dann bei Dunkelheit zurueck, diesesmal unter der Fuehrung von Falk (als Erster fahrend) und Volkhart (als Letzter fahrend), die in einem Zusammenspiel von GPS und Funk den Rueckweg ziemlich sicher ansteuerten.

Donnerstag - kuehl, windig und es sieht mal wieder nach Regen aus. Pariser also besser gleich drueberziehen und los geht's - diesesmal ohne Gepaeck. Thomas nimmt mir heute schon wieder meine Karte weg und guidet uns erst ein wenig an der Kueste entlang nach Osten bis wir irgendwann wieder suedlich in's Landesinnere steuerten. Hier ein wenig ueber Strassen des Malt Whisky Trails zogelten, weiter bis nach Inverness. Dort wollten wir Kaffeepause machen, fanden aber bei der Durchfahrt keine geeignete Kneipe und noch viel weniger Parkmoeglichkeiten. So what, sind wir halt weitergefahren um Loch Ness zu umrunden. Ich weiss gar nicht mehr genau, wann es an diesem Tag zu regnen begonnen hatte, bei der Suche nach Nessi war Martins Goretex- Kombi auf alle Faelle schon ziemlich feucht und er bettelte um eine Pause. Ja, ja so sind sie, die Goretex-Fahrer, die anfangs noch grinsen, wenn die Lederfreunde ihre Pellen drueberziehen. ;-) Mit halb erfrorenem Martin sind wir also dann in ein Hotel eingefallen, bei dem das Cafe eigentlich geschlossen hatte, aber als die Lady unseren Martin sah zeigte sie Erbarmen, lies uns eintreten und schmiss sogleich die Kaffee-/Kakao- und Cappuccinomaschine an. Nach dieser ausgiebigen Pause haben wir unsere Tour um Loch Ness fortgesetzt und sind auf der westlichen Seite zurueck bis nach Nairn, um dort in einem Hotel zu Abend zu essen (was bei weitem nicht an den vorabendlichen Inder herankam). Mit Funk, Volkhart, Falk und GPS sind wir auch an diesem Abend alle wieder wohlbehalten eingetrudelt. Trotz des nicht so tollen Wetters, war's ein schoener Tag.

Und schon war eine Woche unseres Urlaubs vorrueber. :-(
Teil II unserer Schottlandtour werde ich im Laufe der naechsten Woche nachliefern.

Ich hoffe, ihr habt euch beim Lesen nicht allzusehr gelangweilt. ;-)

Ciao Silvia


Subject: [FBI] Frankenbiker in Scotland Teil II
Date: Thu, 9 Sep 1999 19:10:00 +0200
From: Silvia Heller

Welcome to Scotland!

"Man wuenscht keinem, der nach Schottland faehrt nur schoenes Wetter", ... lese ich in meinem Reisefuehrer. Na Bravo! Der Wunsch hat sich auch prompt erfuellt. Das Schauspiel der Natur mit der Variation aus Sonne, Wind, Wolken und Regen ist sicherlich sehenswert; wir aber wuenschten uns nach der vergangenen kuehlen Woche nichts sehnlichster, als endlich mal die Sonne laenger als nur ein paar Minuten am Himmel zu sehen. Diese lies sich aber auch an diesem Vormittag, an dem Tag unserer Abreise (Fr) von Lossiemouth, nicht blicken. Der wolkenverhangene Himmel und die kuehlen Temperaturen verhalfen uns daher auch an diesem Tag recht schnell in die Regenklamotten. Aber es sollte noch anders kommen. :-) Meine Michelin-Karte war heute schon wieder auf der Triumph unterwegs, diesmal Richtung N. Die Strecke ging ueber Inverness, die Black Isle bis Ardgay und dann erst mal oestlich weiter nach Dornoch (oder war DAS der Tag mit den vielen Einkauf- Bank u. Pinkelpausen?). Hier noch zu frueh fuer die Kaffeepause, ging's gleich weiter nordwestlich bis Lairg und ab hier die endlos scheinende Singel-Track-Road durch das noerdliche Hochland bis an die Kueste nach Tongue. Mich hat diese Tour durch diese menschenleere, rauhe, karge und vielleicht gerade deshalb so faszinierenden Landschaft sehr beeindruckt. Weit und endlos erscheint das Land dort oben. Anfangs betrachteten wir den Himmel noch etwas skeptisch, doch es war tatsaechlich so; ganz da oben im Norden, wo's keiner vermutet hatte, rissen ploetzlich die Wolken auf und die Sonne brach hervor. Ohne lange zu zoegern, beschlossen wir, unser nordwestlich gelegenes B&B-Quartier fuer die kommende Nacht in Durness nicht direkt anzusteuern, sondern um einen Schlenker ueber Bettyhill, Altnaharra, am Ben Hope vorbei bis nach Hope zu erweitern. In Bettyhill (?) stoppten wir aber erst einmal zwecks der traditionellen Kaffeepause, die Volkhart diesmal als Loetpause an seiner Funke nutzte. Hiermit war er so beschaeftigt, dass er an diesem Nachmittag sogar Tee und Sandwich sausen lies. Wir, bereits schon wieder fertig mit Kaffeeschluerfen und so, linsten derweil ein wenig auf die Karte und entdeckten in erreichbarer Naehe einen Aussichtspunkt, der als sehenswert eingezeichnet war. So liesen wir den loetenden Volkhart alleine zurueck und genossen die kurze Ausfahrt an der Kueste entlang Ri nordosten. Im Licht der Sonne leuchtete das Meer je nach Lichteinfall, mal leuchtend blau, mal glitzerte es wie Silber. Der Kontrast des strahlend blauen Himmels, der felsigen Kueste und des satten Gruens der Weideflaechen liesen mich aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Ich koennte jetzt noch ewig so weiterschwaermen, aber dann wird der Bericht ja gar nicht mehr fertig. ;-) Mal weiter jetzt in der Kurzform: Als sich die Schaefchen alle wieder versammelt hatten, ging's angesichts der fortgeschrittenen Stunde direkt weiter an der Kueste Ri Westen entlang nach Durness. Strecke: siehe vorherige Schwaermereien. Martin: muss wohl geheizt sein ohne Ende u. Fotostop's; durfte dafuer aber spaeter kurz vor Durness ewig auf uns warten. Falk: heizte ebenfalls wie S**, da er sich nach einer Dusche und 'nem Abendessen sehnte; ruinierte sich dabei schon mal ein wenig die Reifen und durfte ebenfalls vor Durness noch eine Weile auf uns warten. Der Rest: machte Fotos und genoss die Fahrt durch die malerische Landschaft; kassierte dafuer aber bei der Ankunft fuer die Troedelei einen Anpfiff von den beiden Ersterwaehnten. Huch! Es war jetzt aber auch schon weit nach 19:00 Uhr. Ausklang dieses Tages: ungeduschtes, froehliches Beisammensein bei Ale und leckerem Essen in der Kneipe, in der auch schon Linus war. :-)

An Samstag Frueh habe ich keine guten Erinnerungen. Zuerst weckt mich Thomas mitten in der Nacht und wollte mich zu einer Hoehlenbesichtigung schleifen. Spaeter dann beim Gepaeckaufroedeln ueberfielen mich blutruenstige Stechmuecken (Midges), die sich ausschliesslich meinen Lebenssaft zum Fruehstueck ausgeguckt hatten. Also nix wie wech da. Die anderen waren noch nicht startbereit, so nutzten Thomas u. ich die Gelegenheit fuer einen kurzen Abstecher zum Strand. Und kurz darauf kam schon der naechste Schlag an diesem Morgen, der von der restlichen Truppe ausgeteilt wurde. Die Verstaendigung musste wohl irgendwie fehlgeschlagen sein:
"Keiner wusste wo .... aber wir sagten doch, dass wir ... und wir warten schon seit ... u.s.w.!? Etwas Positives hatte der Morgen aber doch noch; die Regenkombi konnte endlich im Tankrucksack bleiben. :-) Martin setzte sich heute mal wieder an die Spitze der Truppe und jetzt kamen wir in das wohl schoenste Gebiet Schottland's - in die nordwestlichen Highlands. Man kann mit Worten die rauhe Schoenheit dieser Natur nicht beschreiben. Diese Tagesetappe bis nach Lochcarron (etwas nordoestlich von der Bruecke nach Skye) war atemberaubend und nach meinem Empfinden die schoenste Tour des Urlaubs. Es waren Abschnitte dabei, bei denen wir richtig Gummi auf der Strasse liesen und wiederum Strecken, die fuer groessere Fahrzeuge wie Caravans gesperrt waren, da diese zu eng, verwinkelt, so herrlich unuebersichtlich, steil und kurvig waren und wir vor lauter Fotostops ueberhaupt nicht vorwaerts zu kamen schienen. Die Tour ging von Durness ueber Rhiconich, Scourie weiter nach Kylesku/Unapool. Ab hier ging's glaube ich westlich weiter ueber Drumberg bis nach Lochinver, hier weiter nach S bis Drumrunie, um schliesslich in Ullapool bei Sonnenschein, draussen sitzend, unsere verdiente Kaffeepause zu geniessen. Klasse gemacht, Martin! Ich bin mir nicht ganz sicher, welchen Weg wir ab Ullapool bis nach Lochcarron nahmen, da meine Karte mal wieder nicht da war, wo sie hingehoerte. Mit Hilfe des B&B-Guide von Volkhart hatten er und Falk uns am Vormittag bereits wieder Quartiere fuer die naechsten zwei Naechte gesichert. Die zeitige Ankunft in Lochcarron wurde an diesem Nachmittag zum allgemeine Schrauben und Loeten genutzt. Bevor sich jeder seiner Beschaeftigung widmete, laesterten wir aber erst noch etwas ueber Falk's Reifen, die bis dato schon haeftig mitgenommen aussahen. Den Abend liesen wir dann wieder mit viel Ale, einem guten Essen und die Buben spaeter noch mit dem einen und anderen Whisky in dem gemuetlichen lokalem Pub ausklingen.

Solange Falk vor einem faehrt, braucht man keine Bedenken zu haben, sich einen Nagel in den Reifen zu fahren, da er in dieser Beziehung sehr zuvorkommend ist. ;-)
Sonntag Frueh - also erst einmal ein kleiner Aufenthalt an der etwas winzigen Tankstelle, die aber gluecklicherweise ab 10:00 Uhr geoeffnet hatte. Waehrend wir tanken, Reifendruck nachpruefen und Volkhart seine Kupplung mit Fluessigkeit versorgt, flickt Falk mal eben wieder seinen Reifen. "Mal sehn, ob der auch mit Soziusbetrieb haelt?" ... muss er sich ueberlegt haben, als er Alex dann schnell noch seine Sozia abschwatzte. Opfer Kathrin, heute also mit Falk unterwegs, der den Anschluss an unseren heutigen Guide, dem Martin, in Richtung Isle of Skye keine Sekunde verlor.

Nach der Skye-Bridge sind wir ab Broadford der Singel- Track-Road bis an's Ende nach Elgol gefolgt, da diese Fahrt bei schoenem Wetter (das heute auch war), laut meinem Reisefuehrer ein unbedingtes Muss sei, da man von dort einen der schoensten Ausblicke von ganz Schottland zu sehen bekommt. Die Fahrt war lohnend! Die Strasse eine Einbahnstr., also die ganze Tour genuesslich wieder zurueck. Bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen haben wir die Umrundung der Skye ueber die westliche Route gestartet bis wir in Uig, kurz vor dem noerdlichsten Punkt der Insel heute schon wieder draussen sitzend, bei Kaffee und Tee der restichen Tour entgegen fieberten.
Die Westkueste der Insel ist von zahllosen Seen durchzogen, deren reflektierende Wasseroberflaechen fuer ein aussergewoehnliches Licht sorgen und uns nicht selten zum verweilen und fotografieren innehalten liesen. Ich war begeistert von dieser geballten Schoenheit der Natur. Auf der Weiterfahrt nach Sueden liesen wir uns noch kurz vom Kilt Rock beeindrucken, den hoechsten Klippen von Skye, mit dem in die Tiefe rauschenden Wasserfall, bevor wir unseren Kurs an diesem Nachmittag wieder Richtung Festland lenkten. Martin, immer fuer Ueberraschungen gut, liefert uns noch kurz vor Ende der Tour einen gekonnten Stunt, als er aufgrund eines hektischen Wendemanoevers von seiner Kawa sprang. Was waere bei meinem Hobel wieder alles hinueber *nicht-dran-denk* ? Die Kawa war aber hart im Nehmen und mit etwas Klebeband am rechten Blinker ging's das letzte Stueck recht flott zurueck bis nach Lochcarron. Leider ist's schon zu spaet an diesem Nachmittag, um nochmal zu einer Tour ueber die Passtr. von Tornapress bis nach Applecross (nordwestlich von Lochcarron) aufzubrechen. Schade eigentlich, die Strecke waere ich gerne gefahren.
Ein schottisches Ehepaar, mit dem wir uns beim Fruehstuecken in dem B&B-Quartier unterhielten (deren Sohn uebrigens auch Mopped faehrt) hat uns diese Strecke, aber vor allem den Ausblick von Applecross auf die Isle of Skye waermstens empfohlen. Etwas Aehnliches sagte hierzu auch mein Reisefuehrer. Oh well, ein Grund mehr nochmal nach Schottland zu fahren. Spaeter im Pub, war auch heute wieder das eine und andere "Cheers!" aus der Runde der glorreichen Sieben zu hoeren.

Mo - "bloss nicht an naechste Woche denken!" ... dachte ich mir, als ich mich beim Sinnieren ueber das naeher rueckende Ende unseres Urlaubs ertappte. Noch lagen einige Urlaubstage vor uns. Der heutige sollte uns durch die Highlands, weiter nach Sueden bringen. Ein Blick auf die Karte und in den B&B-Guide ... und schon war die Unterkunft in Onich (suedwestlich von Fort William am Loch Linnhe) fuer die naechsten 2 Naechte reserviert. Auf dem Weg dorthin, kommen wir an dem Eilean Donan Castle vorbei, dem Drehort des Highlander I. Eine schottische Bilderbuchburg, die vermutlich meistfotografierte ... meint dazu mein Reisefuehrer ... und entsprechend viele Touris waren anwesend. Wie diese, machten auch wir unsere Foto's, betrachteten die Burg aber "nur" von aussen und liesen uns einen Moment lang bei Dudelsackklaengen von dem hinreisenden Anblick verzaubern. !? Fast haette ich geglaubt, ich sehe ihn: zum Kampf entschlossen, siegessicher, muskuloes, mit wehendem Haar ueber die Bruecke reiten. *seufz* ... eine wahrlich schoene Einbildung. :-) Genug getraeumt! Jetzt heisst es wieder konzentrieren, obwohl die Route nach S nicht so anspruchsvoll ist, wie die Touren der vergangenen Tage. Von unserem Ausgangspunkt Dornie, fuehrt nur die Hauptverkehrsstr. A87/A82 nach S. Was aber nicht heisst, dass die Fahrt als auch Landschaft langweilig wurde. Wir sind noch immer in den Highlands! Die Reise geht immer noch durch grandiose Landschaften, nur ist die Strasse jetzt besser ausgebaut, was uns an diesem Vormittag ein wenig zum Hei*en animierte. Hatte ich schon erwaehnt, dass heute Thomas vorneweg hei*t? Und hatte ich schon erwaehnt, dass wir wieder strahlend blauen Himmel und sommerliche Temperaturen haben? Es schien ein schoener Tag zu werden, dachte bis dato auch Martin. Kurz vor Fort Wiliam bogen wir dann rechts weg, um die A82 zu verlassen und noch eine wenig ueber Land zu fahren. Und jetzt war sie da, die Panne. Die Klappersaki von Martin klapperte, wie's der Name ja schon sagt, bzw., waren aus der Gegend des Hinterrads, metallische Geraeusche zu vernehmen. Nach genauerem Hinsehen der Fachkundigen, waren dort zudem noch Metallspaene zu sehen, die vermutlich vom Radlager stammten. Falk legte kurz Hand an und meinte daraufhin: "Des is im A*sch! Hoechstens noch 50 km." Shit! Martin, sichtlich veraergert, da der Bock erst beim Kundendienst war, rief die heimatliche Werksatt an. Der Mann seines Vertrauens war im Urlaub und der Typ am anderen Ende, ziemlich unfaehig. Er versuchte erst gar nicht, sich Gedanken darueber zu machen, wie er die Adresse der naechsten Kawa-Werk- statt in unserer Naehe ausfindig machen koennte. Die ADAC-Pannenhilfe 0180-Nr. kann mit Mobilfunk nicht angewaehlt werden, so probierte es Volkhart ueber ADAC GB, jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Blieb also erst mal nix weiter ueber, als im gemaessigtem Tempo die naechste Ortschaft/ Werkstatt anzufahren. Dort bekamen wir, zwar kein Radlager, aber zumindest eine Adresse von einer Werkstatt in Oban (ca.60 Km weiter suedlich von Onich), die sowas bestimmt auf Lager, aber nur bis um 17:00 Uhr geoeffnet hat. Wir hatten jetzt etwa 15:30 Uhr und waren ca. 15 km von Onich, und somit etwa 75 km von Oban entfernt. Und schneller als 50 sollte Martin mit dem laedierten Radlager nicht fahren. Endlich haben wir Onich erreicht. Ruck-zuck war das Rad der Kawa ausgebaut, auf Falk's Hobel verzurrt, Martin bei Volkhart aufgesprungen und so fuhren die Drei weiter nach Oban. Der Rest schleppte derweil das Gepaeck in die Unterkunft. Kathrin und Alex blieben dann gleich dort und machten sich einen gemuetlichen Nachmittag, waehrend Thomas und ich uns noch zu einer kleinen Tour aufmachten. Als wir gegen 19:00 Uhr wieder zurueckkamen, sah's irgendwie nicht gut aus, da der Kawa noch immer das Hinterrad fehlte. Die Werkstatt in Oban hatte, wie soll's auch anders sein, allen moeglichen Kram auf Lager, ausser dem vom Martin zerstoerdem Teil. :-( Wenn auch kein Radlager, brachten die Drei zumindest eine Adresse von einem Motorradhaus in Inverness mit, dass tags drauf angesteuert werden sollte. Die Fachkundigen machten sich an diesem Abend noch ueber das defekte Radlager her und bauten es im Beisein von hunderten Midges aus, die sich an deren freiliegenden Koerperstellen ihr Abendessen besorgten (Alex in kurzen Hosen!). Und so ging auch dieser ereignisreiche Tag viel zu schnell vorueber.

Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzaehlen. Wie wahr! Und ich werd mit dem Erzaehlen gar nicht mehr fertig. :-)
Darum stopfe ich euch auch naechste Woche noch mal einen Bericht, den dritten und letzten Teil unserer Reise durch Schottland, in die Briefkaesten. Ne Taste zum Loeschen habt ihr ja alle. ;-)

Ciao Silvia


Subject: [FBI] Frankenbiker in Scotland Teil III
Date: Wed, 6 Oct 1999 18:11:00 +0200
From: Silvia Heller

Nicht nur ...

... Kelten, Roemer und Englaender drangen bis nach Schottland vor; auch eine Hand voll abenteuerlustiger Frankenbiker wagten sich in das rauhe aber faszinierende Land. Es ist zwar schon ein paar Wochen her, aber um den dritten Teil des Berichts kommt ihr trotzdem nicht herum. ;-)
Die Eindruecke und Bilder von Schottland holen einen immer wieder ein und werden noch lange in guter Erinnerung bleiben.

So auch dieser Di, der 12. Tag unseres Urlaubs, an dem uns die Fahrt von unserem derzeitigen Standort in Onich zwangslaeufig nochmals noerdlich zurueck nach Inverness fuehren sollte, in der Hoffnung, dort ein passendes Teil fuer Martin's ZRX zu bekommen. Man sollte sich unbedingt ein Souvenir aus Schottland mitnehmen, riet uns Tage vorher noch unser Hausherr aus Edinburgh. Ob er dabei allerdings an ein Radlager dachte?! ;-) Das Land mit den vielen Gesichtern, zeigte sich uns erfreulicherweise auch heute von seiner freundlichen, sonnigen Seite. Nach dem ausge- zeichnetem Fruehstueck waehlte Martin recht fix den Soziusplatz auf dem schoensten Mopped und so duesen wir an diesem Vormittag zur Souvenier- jagd ueber die nicht so spektakulaere A82 nach Inverness. Nach ein paar Verfahrern in dem geschaeftigen Zentrum der Stadt fuehrte uns ein freund- licher Einheimischer zu dem Haendler, indem er uns mit seinem Auto vorne- weg fuhr und uns so den Weg wies. Echt nette Leute da! Sonderlich weit bin ich zwar noch nicht herumgekommen; die Schotten aber bekommen, in meinen bisherigen spaerlichen Reiseerfahrungen, mit Abstand die beste Bewertung in Sachen 'Gastfreundlichkeit'.
Zu all unserer Erleichterung hatte der Haendler ein passendes Radlager da, aber halt nur eines. Das andere, nicht direkt defekte, musste also wieder eingebaut werden, was aber kein sonderliches Probleme darstellen sollte, da dieses beim Ausbau ziemlich heil geblieben ist - *nichtauskenn* - ist das so i.O., Falk? :-? Angesichts des herrlichen Wetters hatte keiner so rechte Lust auf muffige, angestaubt Atmosphaere und so kam es, dass wir auch Inverness ohne Castle- und Museumsbesichtigung hinter uns liesen. Die Heimreise nach Onich setzten wir diesmal auf der oestlichen Seite von Loch Ness fort, aber auch hier war von Nessi, trotz des schoenen Wet- ters, weit und breit nix zu sehen. Die Fahrt ueber die Singel-Track-Road war mit Soziusbetrieb zwar etwas anspruchsvoller aber dennoch spassig, auch wenn die VFR bei Doppelbetrieb bei den teils heftigen Bodenwellen ab und an mal mit dem Sammler aufsetzt. :-(
Loch Ness bei schoenem Wetter - hier kann man nicht einfach ohne Fotostop, an dem (finde ich) schoensten Ausblick des Sees am westlichen Ende kurz vor der Abzweigung nach Fort Augustus, vorbei. Dieses idyllische Fleckchen Erde, wo das tiefblau schimmernde Wasser umgeben ist von lilaleuchtenden Huegeln, durch die sich verspielt die schmale Strasse schlaengelt, deren Wegesraender mit kraeftig gruenen Farnen, Graesern und Bueschen bewachsen ist, schreit bei schoenem Wetter foermlich danach, fotografiert zu werden. Noch berauscht von dem Anblick, setzten wir unsere Fahrt nach Sued- westen fort, aber leider nur wieder ueber die stark belastete A82. Kurz vor Fort William verlies mich mein Sozius und legte die restlichen km bis nach Onich auf Falk's Mopped zurueck. Thomas und ich stoppten noch kurz bei der Werkstatt, die wir Tags zuvor bereits wegen des Radlagers aufge- sucht hatten und besorgten der VFR einen Ersatz fuer die verloren ge- gangene Gepaeckbefestigungsschraube, welche uns der freundliche Mechaniker dann auch noch schenkte. Zurueck in Onich sahen wir gespannt den flinken Haenden beim Zusammenbasteln der Kawa zu und noch eher wir uns versahen, war sie auch schon wieder fahrbereit. Waehrend Martin sich zu einer kurzen Probefahrt aufmachte, aalte sich der Rest in der Sonne, sitzend auf der Terrasse unserer Hausleute, bei Kaffee, Tee und Keksen. Nach einer kurzen Weile kam Martin mit einem zufriedenem, bis ueber beide Ohren sich aus- breitendem Grinsen zurueck. Jetzt juckte uns aber allen die Gashand und laengst schon sind wir, ohne es so recht bemerkt zu haben, suechtig nach den landschaftlichen Schoenheiten Schottlands. Ein Blick auf die Karte und die Tour stand fest. Fuer eine ca. 2-stuendige Tour von Onich aus, kann die Fahrt nur Richtung W gehen. Etwas noerdlich von Onich, setzten wir mit der Faehre nach Corran ueber und touren ab hier suedlich weiter bis nach In- versanda. Diesen Teil der Tour kannten Thomas und ich schon, da wir am Spaetnachmittag des vorherigen Tages diese Strecke bereits erkundet hatten. Heute aber erweiterte Thomas die Tour um einen Schlenker ueber Camasna- croise bis nach Lochuisge und noerdlich weiter bis nach Strontian. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein unbeschreibliches Gluecks- gefuehl stieg in mir auf, als wir ueber die vertraeumte Singel-Track-Road durch die malerische Gegend gondelten. Immer wieder halten wir an, um die Eindruecke besser aufnehmen zu koennen und immer wieder versuchen wir, die maerchenhafte Landschaft mit unseren Fotoapparaten einzufangen und wissen aber zugleich, dass es nicht moeglich sein wird, jemanden anhand der Fotos den urwuechsigen Charme dieses Landes verstaendlich machen zu koennen. Es sind nur vereinzelte Wolken am Himmel zu sehen und ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Tour, die mir ab Strontian wieder bekannt war. Wir setzten die Schleife fort Richtung W bis nach Salen, ab hier weiter noerd- lich bis Lochailort und nun Richtung O auf der A830 (Hei*erstrecke) zurueck bis nach Fort William. Dort schlenderten wir ein wenig durch die Innen- stadt, kramten in Gift-Shops herum, studierten die Speisekarten und be- schlossen, heute mal wieder beim Inder zu essen. Nach dem leckeren, aus- giebigen Abendessen fuhren wir bei Dunkelheit zurueck und versammelten uns spaeter satt, geduscht und zufrieden und leerten an diesem Abend noch die eine und andere Dose Ale. Ein aufregender, anstrengender und doch sehr schoener Tag ging mal wieder viel zu schnell vorueber.

Nach dem Inhalt meines Geldbeutels zu urteilen, konnte das Ende unseres Urlaubs nicht mehr fern sein. Do Abend ging die Faehre und jetzt ist's schon Mi. :-( Unser letztes B&B-Quartier sollte also so weit als moeglich im Sueden liegen. Ein Anruf in Parkgate genuegte und sicherte uns die letzte Indoor-Uebernachtung. Hatte ich eigentlich schon erwaehnt, dass wir alle bestens mit Campingzeugs ausgeruestet waren und dieses durch ganz Schottland zerrten, ohne es auch nur einmal auszupacken. :-} Auspacken mussten wir aber heute wieder unsere Regenklamotten, denn der Himmel lies nicht's Gutes verheisen. Parkgate liegt kurz vor England etwas nordoestlich von Dumfries an der A701, also schon ein ganzes Stueck suedlich von Glasgow. Von Onich aus somit eine recht ordentliche Tages- etappe, die Thomas aber noch nicht als ausreichend erschien. Er waehlte aufgrund dessen nicht die kurz vor Oban nach Osten verlaufende Hauptver- kehrsstrasse, sondern steuerte auf die nach Sueden sich schlaengelnde A816 und bog erst kurz nach Ford nordoestlich weg, um mal eben noch das Gekurve der B840 an Loch Awe vorbei mitzunehmen. Im Gegensatz zu der stark befah- renen A828 und A85 beschert uns die Fahrt ueber die Singel-Track-Road schmale, reizvolle Straesschen durch teils bewaldetes Gelaende, die aller- dings bei dem zwischenzeitlich einsetzenden Regen mit Vorsicht anzugehen waren. Nach diesem Geeier gings ab Gladich suedlich weiter nach Inveraray und um Glasgow zu umgehen, verliesen wir kurz darauf die nach Osten ver- laufende A83 etwas nach Cairndown und bogen auf die A815 Richtung Sueden ein.

Diese Strasse ist ziemlich gut ausgebaut, fuehrt aber dennoch durch sehr nette Landschaften. Bei Regen und nasser Fahrbahn hatten wir heute aber leider nur bescheidene Sichtverhaeltnisse und begrenzten Fahrspass. Geplant war, bis nach Dunoon zu fahren und von dort aus mit der Faehre nach Gourock ueberzusetzen. Martin, der Bedenken hatte, dass Thomas heute noch so einige Schlenker einbauen koennte, hatte sich irgendwann an die Spitze der Truppe gesetzt und uns kurz vor Dunoon mal wieder in die falsche Rich- tung, naemlich W anstatt O, gelotst. Also einmal Singel-Track-Road nach Auchenbreck hin und zurueck. Aber eine ge*le Strecke war's. ;-) Die Faehr- ueberfahrt von Dunoon nach Gourock dauerte etwa 20 Min. und es goss schon wieder in Stroemen. Um unser Nachtlager noch bei Tageslicht erreichen zu koennen, mussten wir ab hier mit der Hauptverkehrsstrasse A78 bis nach Irvine und der A76 bis zum Quartier Vorliebe nehmen. Das Wetter wurde und wurde aber auch nicht besser, eher noch schlechter. Was fuer ein Tag! ... ... der besonders Volkhart in "netter Erinnerung" bleiben sollte. Irgendwo (?hatte schon seit Laengerem ein beschlagenes Kartenfach?) zwischen Kil- marnock und Dumfries vermisste Volkhart, etwa 4 km nach dem letzten Tank- stop, seinen Tankrucksack!? Diese paar Minuten reichten aber vermutlich schon aus, um einem Gelegenheitsdieb leichte Beute zu bescheren. Wobei Volkhart nicht sicher ist, ob der Tankrucksack nicht schon bereits ent- wendet wurde, waehrenddessen er bezahlte. Wir waren zu der Zeit alle schon mit Tanken fertig und hatten die Moppeds am Ausgang der Tanke plaziert und somit keinen Blick auf die Zapfsaeule, an der Volkhart tankte. Ist ja eigentlich auch egal - wech is wech! Und das heisst: Tankrucksack samt Spiegelreflexkamera, Objektive, Stativ, 'ner normalen Kamera und sonstigem recht brauchbarem Inhalt, Ausweis, Fahrzeugpapiere, B&B-Guide mit der Adresse unserer heutigen Unterkunft. Polizei gegerufen, Vorgang aufge- nommen, Zeit vergangen, Bescheinigung ueber Ausweisverlust erhalten, Regen noch schlimmer geworden, Gastfreundlichkeit diskutiert und schliesslich enttaeuscht weitergefahren.
Einfach war dieses Parkgate nicht zu finden und erst recht nicht unsere dortige Unterkunft. Gluecklicherweise hatte Volkhart sein Handy mit der gespeicherten Tel-Nr. des B&B-Quartiers nicht im Tankrucksack, sondern in seiner Jackentasche und so kamen wir heute doch noch, zwar tropfnass und mit einiger Verspaetung nach etlichen Verfahrern, bei den sehr freundlichen Leuten in Parkgate an. Das Angebot, den Trockenraum nutzen zu koennen, nah- men wir dankend an, sowie auch das mit Sandwiches reichlich beladene Ta- blett samt Tomaten, Paprika und Bier. Es ist heute schon ziemlich spaet geworden und die naechste Kneipe waere zu Fuss kaum in einer vernuenftigen Zeit zu erreichen gewesen und auf's Mopped wollte heute wirklich keiner mehr. Nicht einmal Falk waere heute fuer ein Abendessen noch mal vor die Tuer gegangen. Unsere Hausleute nahmen dies als Anlass, um mal etwas Ab- wechslung in ihren Alltag zu bringen und freuten sich sichtlich ueber unseren Besuch und gaben sich alle Muehe, uns den Aufenthalt in ihrem Heim so angenehm als moeglich zu machen. Was ihnen auch bestens gelang. Die Polizei meldete sich an diesem Abend nochmals telefonisch bei Volkhart, konnte aber leider nur berichten, dass sich bei dem Check der Videoauf- zeichnung von der Tankstelle nix Neues ergeben hatte, da der Bereich, an dem Volkhart tankte, nicht aufgezeichnet wurde. Geschafft von den Strapazen dieses Tages fielen wir nach Ratschen, Duschen, Essen, Baden und unserem allabendlichem Betthupferl k.o. in die Falle.

In Parkgate moechte ich uebrigens nicht mal begraben werden. Und entsprech- end reizvoll war auch die Gegend, durch die wir heute (Do), an dem letzten Tag unseres Urlaubs in GB, gekommen sind. Es lohnt also kaum, grossartige Ausfuehrungen ueber die Rueckreise nach Hull zu machen. Und ausserdem weiss ich auch gar nicht, wie wir gefahren sind. Es war auf alle Faelle Einiges an Autobahnen und sonstigen Hauptverkehrsstrassen dabei. Ach ja - das Wet- ter ... das Wetter war heute diesig und durchwachsen mit nur gelegentlichen Schauern, die nicht unbedingt lohnend waren, den Aufwand des Gummianzug- ueberziehens zu betreiben. In Hull angekommen, hatten wir an diesem Nach- mittag noch genuegend Zeit, eine ausgiebige Kaffeepause zu machen. Noch immer zeitig dran, sind wir danach in aller Ruhe zum Hafen gefahren. Man glaubt es kaum ... Alex trifft in Schottland bekannte Gesichter an der Tanke und Falk sichtet in Hull an der Faehre einen Bekannten nach dem anderen. Ich merk schon, ich bin eindeutig zu wenig unterwegs. Zwei Buben und ein Maedel aus Muenchen, die Falk in seiner Eigenschaft als Sysop schon laenger kennt und Roger? aus York, der dieses Fruehjahr mit ihm und anderen in den Pyrenaeen unterwegs war, warteten auch auf das Eincheken. Gegen 17:00 Uhr war es endlich soweit und wir konnten die Moppeds in den dicken Bauch der Norsun (die gleiche Faehre, die uns nach GB brachte) lenken. Mit den Oertichkeiten und dem Ablauf waren wir ja bereits vertraut und schon beim Festzurren der Moppeds lief mir das Wasser im Munde zusammen, bei dem Ge- danken an das leckere Abendbuefett. Entsprechend satt sassen wir spaeter bei Bier, Whisky und Sherry in den Sesseln und lauschten noch eine Weile den Jazzklaengen, die ein aelterer Passagier, der aufgrund eines Austauschbe- suches unterwegs war, dem Klavier entlockte und der engagierten Saengerin die Show stahl. Ein herrlicher Ausklang unseres gelungen Schottland-Urlaubs!

Freitag Frueh - Ankunft in Rotterdam bei etwas staerkerem Seegang; fand ich zumindest und vermiet deshalb, beim Fruehstuecken aus dem Fenster zu gu- cken. "Gott sei Dank haben wir bald wieder festen Boden unter den Fuessen", dachte ich spaeter, als wir auf die Moppeds stiegen. Aber ... -oh weh- ... bei dem Versuch, die VFR zu starten, passierte erst mal gar nix :-? Mist! .. schnell nochmal geprueft, ob der Run-Schalter richtig steht, der Seiten- staender eingeklappt ist, die Zuendung an ist ... alles i.O., aber sie startet noch immer nicht. Diese Schande! Haette ich mir doch bloss nicht so den Mund ueber die anderen Moppeds zerrissen, die waehrend des Urlaubs so nach und nach ihre Wehwehchen hatten. Und jetzt steh ich da und muss mich mit meinem Supermopped von der Faehre schubsen lassen. Dies hatte uebrigens Volkhart uebernommen, da der Rest bereits ruecksichtslos von Bord gebraust war. ;-) Noch einmal Schieben auf dem Vorplatz und *buh* ... sie startet. Man konnte den Anderen die Schadenfreude schon von Weitem ansehen. Es war also die Batterie, die mich einfach so ueber Nacht im Stich gelassen hatte. Dummerweise hatte ich auch keinen Ersatzschluessel dabei, was somit An- schieben nach jedem Tankstop bedeutete. Bezueglich der Rueckfahrt aeusserte jeder seine Wuensche: Martin zog es zu Puscherl und er verliess uns deshalb bereits ab Viersen. Alex, Kathrin und Volkhart wollten gerne gemuetlich Heimreisen; Falk, Thomas und ich, dagegen lieber etwas flotter. Und so kam es, dass sich die Frankenbiker, back from Scotland, nach etwa 6.000 auf- regenden Km, nach und nach wieder ueber Franken ausbreiteten (ausser Martin). :-)

Whisky, Kilt, Dudelsack und einsames Hochland - Schottland hat weiss Gott viel mehr zu bieten ... so beginnt mein Reisefuehrer ... und mit diesem Gedanken beende ich nun meinen Bericht und hoffe, dass ich euch mit meinen Eindruecken und Schwaermereien ueber ein faszinierendes Land nicht allzu- sehr genervt habe. :-)

Ciao Silvia ...

.. die Schottland bestimmt mal wieder bereisen wird :-)))))))


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